Traumdeutung - Nacktsein & Kleidung

Wer kennt nicht den Traum, nackt unter bekleideten Menschen zu sein? Dieser irritierende Traum ist ein altes, klassisches Traumthema, das in unzähligen Varianten vorkommt. Viele Menschen träumen irgendwann, dass sie nackt oder sehr schlecht gekleidet in einer Gesellschaft sind, in der andere Menschen gut angezogen sind, und wachen dann entsetzt auf oder schämen sich für das Geträumte, weil sie sich buchstäblich bloßgestellt“ fühlen. Diese typischen Träume, die in jedem Lebensalter ab der Pubertät aufkommen können, deuten psychologisch auf Scham hin, sind also Repräsentationen unseres Schamgefühls. Wenn wir träumen, nackt unter Bekleideten zu sein, könnte es sein, dass wir uns für etwas schämen, was wir getan oder unterlassen haben. Freud würde diesen Traum als Ausdruck unerfüllter sexueller Bedürfnisse interpretieren, doch tatsächlich sind Träume von Nacktheit selten wunschgemäß oder angenehm, sondern erwecken Minderwertigkeitsgefühle im Träumenden. Es könnte sein, dass man sich in irgendeinem Lebensbereich nicht auf der Höhe fühlt oder den Eindruck hat, dass Andere weiter sind als man selbst, erfolgreicher oder besser situiert, wenn man sich im Traum wegen seiner Nacktheit schämt.

Kleidung im Traum drückt auch sozialen Status aus, ebenso wie ich Wachleben, und die Preislage und Kostbarkeit unserer Kleidung spiegelt unser Selbstbewusstsein wider. Wer im Traum ärmliche oder schlecht sitzende Kleidung trägt, könnte sich in der Gesellschaft verkannt oder unterrepräsentiert fühlen oder ist im Wachleben aus irgendetwas „herausgewachsen“,  vielleicht aus einer Liebe oder einem Beruf. Träumt man häufiger davon, „under-dressed“, also schlechter angezogen zu sein als Andere, sollte man sich fragen, ob man sich im Alltag nicht vielleicht unter Wert verkauft oder sein eigenes Licht unter einen Scheffel stellt. Psychologen erkennen im wiederholten Traum von schlechter und unangemessener Kleidung das Gefühl des Individuums, nicht richtig angekommen zu sein in der Gesellschaft oder eine Außenseiter-Rolle innezuhaben. Kleider und Röcke im Traum gelten generell als feminin, Hosen als eher maskulin – geht es in Ihrem Wachleben darum, wer symbolisch die Hosen anhat, oder wünschen Sie sich mehr Durchsetzungsvermögen?

Wenn man im Traum die Kleidung des jeweils anderen Geschlechts trägt, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass man im Wachleben ein so genannter cross-dresser ist oder sich als Transgender oder Transsexueller identifiziert. Oft ist ein solcher Traum eher ein Ausdruck davon, aus den gewohnten Rollen der Geschlechter auszubrechen und sich einmal neu definieren zu können. Uniformen im Traum bedeuten, dass irgendein Lebensbereich zu stereotyp abläuft – fühlen Sie sich vielleicht uniformiert in Ihrem Alltag, oder zu sehr eingeschränkt in starre Rollenmuster? Hierbei gilt es zu beachten, wenn es die Uniform eines bestimmten Berufs ist (Richter, Polizist, Bankkaufmann…), welche zusätzliche Bedeutung dieses Berufsbild mitbringt. Wer indessen gern sehr ausgefallene individuelle, prächtige Kleidung im Traum trägt aus Seide und Satin oder sogar Kronen und Königspurpur, könnte zu Hochstapelei und Selbstüberschätzung neigen – Hochmut kommt vor dem Fall!

Auch die einzelnen Kleidungsstücke und Accessoires im Traum sind bedeutsam: Handschuhe bedeuten, dass man sich für sehr vornehm hält – oder aber etwas in seinem Wachleben nicht „anfassen“ will, vielleicht, weil es zu gefährlich oder zu schmutzig erscheint. Hier ist also insbesondere auf die sonstige Bedeutung des Traums zu achten. Hüte im Traum vergrößern gleichsam das Ich, indem sie den Kopf betonen, und drücken sozialen Wohlstand und Geltungsbedürfnis ebenso aus wie eine bestimmte Grandiosität, von der es zu entscheiden gilt, ob sie echt oder gekünstelt ist. Wichtig ist, ob der Hut einen Schleier hat, ob man also etwas verschleiern will oder die eigene Sicht verstellen möchte, oder ob es einfach um Sonnenschutz geht. Höchst selten sind Accessoires im Traum jedoch rein funktionell, meist machen sie eine Aussage über unser Ich und wie wir uns selbst sehen. Schuhe haben schon als materielle Objekte im Wachleben gleichsam ein Eigenleben: sie behalten als einziges ihre Form bei, wenn man die Kleidung ablegt, Insofern sind Schuhe im Traum auch ein Repräsentant unseres Selbstbewusstseins und unserer Haltung oder Standfestigkeit: haben Ihre Traum-Schuhe stabile Sohlen und Absätze, können Sie gut darin laufen, oder stolpern Sie? Unpassendes Schuhwerk im Traum kann als Hinweis darauf gesehen werden, dass der Lebensweg einige Stolpersteine bereit hält und man sich diesen vielleicht nicht gewachsen fühlt. Stiefel gelten in allen Kulturen von Skandinavien bis Indien als Ausdruck von sexueller und persönlicher Dominanz – Stiefel im Traum stellen also die Frage, wen der Träumende beherrschen will.


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